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Sonntag, 5. September 2010
Bremen war autofrei. Zumindest die Altstadt zwischen Wall und Weser. Bremen war fast skaterfrei. Das lag natürlich auch daran, dass 1000 sportlich ambitionierte Inline-Skater bei der Weser-Inline Tour zwischen 40 km und 110 km in Richtung Bremen unterwegs waren. "Recreational-Skater" sind uns nur vereinzelt begegnet. Bis zu frühen Nachmittag vielleicht eine Handvoll. Stattdessen Fahrradfahrer.


Die meisten Rollen sah man am Presseparkhaus, wo der Sportgarten eine kleine Halfpipe für Skateboarder aufgebaut hatte.

Drinnen konnte die Rampen hoch und besonders runter gerollt werden. Auf jeder Ebene gab es Musik und ein wenig Disconebel.

Das bestätigte wieder einmal meine Beobachtung, dass Inline-Skating als Freizeitbeschäftigung ohne Fitness-Ehrgeiz und außerhalb von Events, nur aus Spaß am Rollen, ein Trendsport war, der am Tiefpunkt angelangt ist. Ist zwar schade, jedoch gibt es für Inliner keinen Grund mehr, Quad Skate als "vollkommen antiquiert" zu belächeln.

Zum Schluß das Positive. Ich bin mehrmals mit wohlwollenden Interesse auf die Roller Skates angesprochen worden. Außerdem habe ich einen Rollschuhfahrer kennengelernt, der auf dem Fahrrad unterwegs war, allerdings gerne auf Quads steht und am Samstag in Hamburg bei der Skater Revival Party sein wird. Und natürlich das Wichtigste. Es war ein entspanntes Skaten an einem schönen Spätsommertag.




Sonntag, 22. August 2010
Labeda Hugger
Jeder der gerne Quad Skates fährt, hat sich sicher mit der Frage beschäftigt, warum nicht mehr an dieser wunderbaren Form der Bewegung Freude haben. Gerade auch, weil es Zeiten gab, in denen Roller Skating eine ungeheure Popularität genoß.

Drei Wellen des Rollschuhbooms
Es waren drei große Wellen, in denen Rollschuhe einen Boom erlebten, grob um 1875, um 1910 und in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Getrieben durch Innovationen. Für den ersten Boom waren die Erfindung der lenkbaren Achsen und das Aufkommen des Gußasphalts verantwortlich. Den nächsten Schub gab es durch die Kugellager in Rollschuhrollen und der Roller Skate Hype der 70er und frühen 80er Jahre wird gemeinhin den Polyurethane-Rollen zugeschrieben.

Die Popularität führte jedoch nie zu einer dauerhaften Etablierung des Roller Skatings außerhalb von Nischen wie dem Wettbewerbssport oder als Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen. Zumindest in Deutschland und den meisten europäischen Ländern, in den USA verlief die Entwicklung anders.

Labeda Hugger
Inline Skating nicht dauerhafter
Zur Analyse des Problems lohnt es sich einmal das Inline-Skating zu betrachten. Diese Sportart hat in den 90er Jahren das traditionelle Rollschuhlaufen abgelöst und einen ungeheuren Boom erfahren. Von 1992 bis 1996 stieg die Zahl der in Deutschland verkauften Inline Skates jährlich von 100.000 auf fast 4 Millionen Paar an. Insgesamt wurden in den 10 Jahren zwischen 1990 und 2000 17 Millionen Paar Skates an den Mann und die Frau gebracht.

Als um die Jahrtausendwende ein Rückgang der Begeisterung zu spüren war, trösteten sich Aktive, Unternehmen und Vereinsfunktionäre mit dem Verweis darauf, dass Inline Skating eben keine Modeerscheinung sei, wie der Roller Skating Hype 20 Jahre zuvor. Grund zu der optimistischen Annahme war, dass Inline Skating als Sport begriffen wurde, und von Vereinen, Ausrüstern und Medien als Alternative zum Joggen oder anderen Fitness-Aktivitäten auch so vermarktet worden ist. Die Etablierung als "Breitensport" sollte den Sport beständig gegen kurzlebige Trends machen.

Wie hat es sich nun 15 Jahre nach dem Höhepunkt entwickelt? Selbst Kinder können mit Inline-Skating nicht mehr viel anfangen. Es ist ziemlich uncool und höchstens für Mädchen noch interessant. Statt im Breitensport hat sich Inline-Skating nur bei den sportlich Ambitionierten gehalten. Mit Schützern, Helm, Funktionskleidung und Kilometerdreschen. Mehr Sport, weniger Spaß. Inline-Skating ist daher bei Massenveranstaltungen beliebt, ob Nightskating, offiziellen Inline-Veranstaltungen oder als Vorprogramm zu Laufevents. Selbst dort ist ein Desinteresse zu spüren. Nightskating wurde erheblich reduziert oder in vielen Städten ganz gestrichen. Die Sponsorensuche für Inline-Wettbewerbe ist schwierig geworden.

Draußen trift man nur noch wenige "recreational" Inline-Skater, die es als reine Freizeitbeschäftigung betreiben. Wir waren ein paar Wochen in Cuxhaven und sind bei wunderbarem Wetter an der Strandpromenade und auf dem Deich entlang geskatet. Gerade einmal vier Inline-Skater sind uns begnet. Vor ein paar Jahren musste man dort als Fußgänger noch Horden von Menschen auf Inlinern ausweichen.

Labeda Hugger
Die Basis fehlt
Das unübersehbar nachlassende Interesse am Inline-Skating soll nicht über die desaströse Situation beim Quad Skating hinwegtäuschen. Es ist jedoch ein Indiz dafür, dass in Deutschland dem "Rollsport" die Basis fehlt. Mit Bewegung, Sport und Spaß in der Freizeit werden Laufen, Radfahren oder Ballsportarten verbunden, aber eben nicht auf Rollen. Außerhalb von Minderheiten-Wettbewerbssportarten wie Rollkunstlauf, Rollhockey oder Inline-Speedskating spielen Aktivitäten mit Rollen unter den Füßen keine Rolle.

Dabei gibt es eine Menge Dinge, die auf Rollen möglich sind: Speed-Skating, Jam-Skating, Roller Derby, Rollhockey, Aggressive Skating, Rolltanz und andere. Dies scheint in Deutschland nicht angekommen zu sein. Im Gegensatz zu Großbritannien. In der Show Skate Nation hat die BBC letztes Jahr die Vielfalt des Skatens vorgeführt. In der Casting-Show haben 14 Gruppen darum gekämpft mit ihrer Performance zu den World Games in Taiwan zu kommen. Am Ende hat eine Inline-Freestyle-Gruppe gewonnen, egal...


USA kein gelobtes Roller Skating Land
Gerne wird auf die USA verwiesen, wo Roller Skating aktiv und lebendig sein soll. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass Quad Skating es auch dort schwer hat. Auch hier werden Roller Skating Rinks geschlossen oder vegetieren vor sich hin. Rollschuhlaufen ist vro allem ein Ding von jungen Leuten. Roller Derby und Jamskating gehören dazu. In den USA wird Competition groß geschrieben. Selbst das Jamskating ist dort Wettbewerbssport. Mit dem Erwachsenwerden nimmt das Interesse an Quad Skates rapide ab. Das größte Internet-Forum zum Thema Roller Skating, SkateLog Forum, zählt 8000 Mitglieder, darunter auch Inline-Skater und Nutzer aus anderen Ländern. Aktive Nutzer unter 1000.
Labeda Hugger
Szene etablieren
Hoffnungslos? Nicht ganz! Roller-Skating ist positiv besetzt. Leute erinnern sich an ihre Jugend, an die 80er Jahre oder an was auch immer. Klar ist, dass es das nicht langt. Roller Skating hat sich verändert und muss aus der Nostalgie-Ecke raus. Das klappt wohl am besten derzeit in Berlin, wo sich eine sehr aktive Szene etabliert hat. Auch außerhalb von Berlin gibt es Skater, die ihre Leidenschaft pflegen. Ziel sollte es sein, die Roller Skating Szene auch in anderen Städten weiter zu festigen. Das Internet mit Social Media, Blogs und Videoportalen bietet dafür die Plattform. Es langt schon nach Gleichgesinnten zu suchen, eine Halle zu organisieren und für Musik zu sorgen. Oder Outdoor in der warmen Jahreszeit regelmäßige Treffen zu pflegen. Wie es in Berlin die Gruppe "8-zig" macht.

Am Ende der Dokumentation über die afroamerikanische Skate-Szene 8 Wheels and Some Soul Brotha Music drückt es eine Skaterin so aus:
"Skating is like an underground world. Because people think: Oh, you still skate? They have no idea that we have adult skates in every city, all the time, midnight till 5 am. They are like: You go to Alabama to skate? We would travel anywhere. It's like the thrill of it. It's something you can't get enough of it."