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Der Rollschuh-Euphorie Anfang der 80er Jahre in Deutschland kann man im Archiv des Spiegels nachspüren. Im Herbst 1979 und Sommer 1980 berichtete das Nachrichtenmagazin von dem " neuen Freizeitspaß der Westdeutschen". Einiges mutet skuril an.
Doch nicht nur zu Wasser und zu Lande, auch in der Gruft mögen sich Fans nicht von ihren Rollschuhen trennen: Zur Beerdigung von Amerikas erstem Roller-Toten - er war in einen mangelhaft gesicherten Kanalschacht gestürzt - erschien eine Truppe von Skate-Anhängern auf Rädern.
Soweit ging dann hierzulande der Fanatismus doch nicht, und der Autor des Artikels musste sich auf die Schilderung von Unfällen mit Skates und dem Zusammenprall von Ordnungsmacht mit Rollschuhläufern beschränken. Ein Reportage-Konzept, das SpiegelTV mittlerweile zur höchsten Vollendung gebracht hat.
Ohne Experten ging auch schon vor 30 Jahren nichts. Für den zu Rate gezogenen Psychologieprofessor Fritz Stemme erschien Rollschuhfahren als geradezu typischer Freizeitvertreib des "Betonzeitalters".
Asphaltierte Städte animieren zum Rollen, und wer "diese Herausforderung an die Persönlichkeit" annimmt und besteht, analysiert Stemme die Faszination der Rollermanie, "stärkt sein Selbstbewußtsein".
Die Herausforderung bestand für den Spiegel auch in der Beherrschung der Technik.
Doppelte Präzisionskugellager an jedem Rad, durch Gewichtsverlagerung lenkbare Achsen und bis zu sieben Zentimeter breite Rollen aus elastischem Polyurethan, einem Kunststoff, der in den sechziger Jahren zum Abdichten von Raketenteilen verwendet wurde, können Skater schneller machen, als die Polizei erlaubt.
"Rakete" war ein Stichwort, das damals während der Nachrüstungsdebatte über den NATO-Doppelbeschluss für die Angst vor der nuklearen Vernichtung stand. Rollschuhläufer quasi als atomarer Schrecken der Straße und Profiteure des Rüstungswettlaufs.
dr.rollerskate | 09. Juni 10 | Topic History