*** Achtung: Es werden keine frischen Inhalte mehr reingestellt. Hier geht es weiter: roller.sk8.berlin. ***


Ich habe das Buch von Bill Butler endlich wieder bekommen. Mein erstes Exemplar war bei einem Umzug verloren gegangen. Der "Godfather of Rollerdisco" hat in den 70er Jahren das "funky Roller Skating" geprägt und einen Stil kreiert, den er "Jamming" nannte. In dem Buch erläutert er seine Philosophie und erklärt grundlegende Techniken des "Jamming".

In den USA verlangen die Antiquariate unglaubliche Preise für das Werk (500 Dollar und so), wobei die Preisfindung von hier aus nicht so einfach zu bewerten ist. Interessant ist, dass die einzige Übersetzung des Buches in Deutschland gemacht wurde und 1980 bei Heyne als Taschenbuch in der Ratgeberreihe veröffentlicht worden ist. Waren die deutschen Skater dem US-Stil näher als andere? Wer das Skaten zwischen 1981 und 1988 auf einigen Rollschuhbahnen, besonders in Hanau und Berlin, erlebt hat, würde das bejahen. Aber wir haben als junge Leute das von Butler beschrieben Gefühl und die Schritte auch ohne das Buch aufgesogen. Geholfen hat hier die praktische Hilfe der stationierten US-Amerikaner.

Trotzdem wird in dem Buch wie sonst nirgends das einzigartige Gefühl wiedergegeben, dass es nur mit Roller Skates in dieser Weise gibt.
Bei jener Art von Roller-Skating, der ich mich stets mit Vorliebe gewidmet habe - dem Jamming -, handelt es sich indes mehr als um ein sportliches Unterfangen. Hier sind künstlerische Momente im Spiel, ja, kann man von Kunst sprechen, Roller-Skating nach Jazz-, Rhythm & Blues-, sowie Disco Music auszuüben. Jamming bedeutet, die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen, Musik in Bewegung umzusetzen, wobei es nicht alleine darum geht, die Balance zu halten, sondern auch den Takt. Jamming bewirkt eine Katharsis in dem Gefühl, die Räder unter den Füßen zu beherrschen und damit die Freiheit zu besitzen, seinen Körper der Musik hinzugeben. Dieses Gefühl kommt dem des Fliegens sehr nahe. Ikarus hätte es mit Roller-Skating versuchen sollen.

Besser ist es kaum zu beschreiben. Beim Vergleich mit dem Fliegen fällt mir ein, dass, wenn ich einige Wochen nicht geskatet bin, vom Roller Skating träume. Und das ist dann wirklich im Traum ein Fliegen.

Aber in einem Spiegel-Artikel von 1979 über die Roller Skating Welle gibt sich Butler handfester und weniger philosophisch. Zitat: "Manchmal, wenn alles klappt", schwärmt Roller Butler, "ist eine Runde im Ring besser als ein Orgasmus".