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Ein paar grundsätzliche Anmerkungen zum Thema Kugellager. Sind wichtig, keine Frage, ohne Lager würde das Skaten keine Freude machen. Jedoch wie bei allen relevanten Dingen gibt es auch eine Neigung zur Überschätzung.

Zum Skaten werden einreihiges Radial-Rillenkugellager verwendet. Andere Typen, wie Lager mit losen Kugeln oder zweiteilige Schulterlager, die früher auch für Roller Skates benutzt worden sind, betrachten wir hier nicht.

Für Rollschuhe sind zwei Größen gebräuchlich. Das Standardkugellager für Skates und Skateboards hat die Größen-Bezeichnung "608". Ein Lager vom Typ "608" hat einen Außendurchmesser von 22 mm, die Bohrung des Innenrings, in die die Achse gesteckt wird ist 8 mm und die Breite misst 7 mm. Buchstaben spezifizieren die Details. "Z" steht dafür, dass eine Stahldichtscheibe die Kugeln abdeckt, "2Z" oder "ZZ" dies auf beiden Seiten des Lagers. Bei "RS" gewährleistet eine Dichtscheibe aus Gummi Resistenz gegen Feuchtigkeit, was aber mit einem gering höheren Rollwiderstand durch die schleifende Dichtung erkauft wird.

Neben "608" werden auch Lager mit der Größenbezeichnung "627" eingesetzt. Diese unterscheiden sich durch eine kleinere Innenbohrung von 7 mm, ein Achsdurchmesser, der bei hochwertigen Rollschuhgestellen, auch im Rollkunstlauf, häufig ist. Ein geschultes Auge sieht den Unterschied sofort, oben auf dem Foto links 608 und rechts 627. Im Zweifel hilft der Bleistifttest. Durch die Bohrung eines 608-Lagers sollte ein handelsüblicher Bleistift locker durchpassen, bei 627 nicht.

Im Rillenkugellager laufen zwischen Außen- und Innenring in einem Kugelkäfig 7 Kugeln. Es gibt auch Sonderformen , die 6 bzw. 8 Kugeln haben. In den 80er Jahren gab es von Fafnir Lager mit 8 Kugeln, die einen gewissen Kultstatus erreichten. Sure-Grip vertreibt unter dem Namen "Qube 8-Balls" wieder Lager, die die Vorteile der Fafnir-Lager haben sollen.



Mit dem Inline-Boom ist die Qualitätsbezeichnung ABEC bekannt geworden. Der von der Vereinigung der amerikanischen Wälzlagerhersteller entwickelte Standard für Toleranzklassen für die Fertigung von Kugellagern wird in der Werbung als Ausweis der Güte der Kugellager benutzt. Eine höhere Zahl entspricht geringeren Fertigungstoleranzen des Lagers. Die Zahl bezieht sich jedoch nur auf die Feinheit der Wälzkörper und macht sind nur einen geringen Teil der Qualität des Kugellagers aus. Die Güte des Stahls und der Dichtscheiben, die das Eindringen von Sand und Staub verhindern sollen, sind gerade für den Einsatz in Rollschuhen wichtiger. Für Roller Skates reichen Kugellager von namhaften Herstellern von Abec 3 bis Abec 7 vollkommen aus.

Statt der Standard-Industrielager bieten Skates-Hersteller Lager an, die besonders für den Einsatz in Skates optimiert sein sollen. Etwa von Bones oder die schon erwähnten Qube. Wenn man bedenkt, dass Industrielager für extreme Bedingungen wie Belastung, Hitze oder hohe Drehzahlen spezifiziert sind, die beim Skaten nicht ausgereizt werden, dann wird klar, dass auch hier viel Glaube im Spiel ist. Einen Vorteil haben die speziell für Skaten gefertigte Kugellager: Die Dichtscheiben sind meist entfernbar und wieder montierbar, was das Säubern und die Wartung erleichert. Die Frage ist jedoch, wie häufig man diese aufwändige Prozedur durchführt. Beim Skaten in der Halle oder unter trockenen, nicht gerade ungeheuer staubigen bzw. sandigen Bedingungen halten Lager auch ohne Reinigung lange durch. Bei Preisen von 30 Euro für 16 Stück gehören Lager für mich eher zu den Verschleißteilen, die von Zeit zu Zeit ersetzt werden. Wer sich das trotzdem antun möchte: Das Reinigen und Schmieren der Lager ist eine Wissenschaft für sich und ein längeres Blogposting wert.

Da wären wir schon bei der Glaubensfrage. 8 Kugeln, Keramik, Art der Dichtscheibe, ABEC irgendwas, "Swiss", 3D-Technology, ... - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, den Skatern leichteres Rollen und mehr Speed zu suggerieren. Die Unterschiede sind in der Praxis nach meinen Erfahrungen doch eher gering, wenn man nicht zu dem billigsten Stahlschrott greift.