*** Achtung: Es werden keine frischen Inhalte mehr reingestellt. Hier geht es weiter: roller.sk8.berlin. ***
In den USA boomt das Roller Derby und die Hersteller von Skates, Rollen und Zubehör bringen neue Produkte auf den Markt. Dazu gehört auch, sich vom Wettbewerber abzugrenzen und die Skaterinnen zu überzeugen. Ein Feld auf dem mindestens so hart gekämpft wird, wie auf dem Roller Derby Oval sind die Gestelle. Viel diskutiert wird über Short-Foward und DA-45, was eng miteinander verbunden ist.
"Derby Life" hat in einem Artikel Short Forward vs. Standard Mount den Hersteller Sure-Grip, "Erfinder" der DA45-Achsen, die bekannte Roller Derby Profi Ivanna S. Pankin, u.a. für Riedell unter Vertrag und den ehemaligen Speed-Skater Doug Glass, Inhaber von Atom Wheels, zu Prinzipen, Vor- und Nachteilen von Achsgeometrie und Platzierung zu Wort kommen lassen.
Sure-Grip verweist auf die Drehfreudigkeit von DA45-Gestellen, wenn die Plates etwas kürzer als für die jeweilige Schuhgröße üblich und vorne montiert sind ("short-forward" - SF). Diese Theorie hat eine gewisse Popularität erlangt und wird von den Anhängern fast so vehement verteidigt, wie das iPhone von seinen Besitzern.
Ivanna Pankin hatte ihre Ansicht dazu in einem Artikel des Derby-Magazins "FiveonFive" detailierter dargelegt. Sie kommt mit SF nicht zurecht. Ivanna meint, dass kürzere Gestelle sehr geeignet für Skaterinnen seien, die von mittleren Niveau sich zu fortgeschrittenen Level entwickeln. Sie profitieren von der Agilität dieses Setups. Was aber nicht dem SF entspricht, das mit DA45 verbunden wird. Hier sitzte die Vorderachse unter dem Gelenk des großen Zehs und nicht unter dem Fußballen. Ansonsten sei es eben eine Sache der Vorliebe, welche Plates und wo die montiert sind.
Doug Glass geht es etwas systematischer an, daher ist sein Beitrag eine Überlegung wert. Für ihn unterscheidet sich Roller Derby vom Speed-Skating, wo die SF Montage und die 45° Gestelle ihren Ursprung haben. Während beim Speed-Skating mit Quads eine ruhige gleichmässige Bewegung vorherrscht, geht es beim Roller Derby dynamischer zu. Tempo-, Richtungs, und Haltungswechsel bestimmen das Geschehen. Das führe dazu, dass es auf Stabilität ankommt. Die hintere Achse unter der Ferse und die vordere unter dem Ballen wären der Gerant für ein stabiles und trotzdem agiles Skaten.
Die Statements sind natürlich nicht interessenslos. Sure-Grip setzt auf DA45 und hat gerade ein neues Gestell, auch in Magnesium erhältlich, vorgestellt. Pankin will es sich mit keiner Glaubensrichtung verscherzen und von Atom wird erzählt, dass das Unternehmen an einem Gestell arbeitet, das 19° Winkel beim Achsbolzen hat, sozusagen "the best of both worlds" liefern soll.
Ich bin noch kein DA45-Gestell geskatet, jedoch habe ich ein Roll Line "Ring" mit einem ebenfalls größeren Achswinkel. Für die Skater hierzulande, die zum großen Teil mit Rollschuhen unterwegs sind, die einen merklichen Absatz haben und nicht die flachen Speed-Schuhe der Derby-Skaterinnen, sind die Meinungen nur begrenzt von Bedeutung, weil ein Absatz die Körperhaltung und die Verteilung des Gewichts auf dem Schuh beeinflusst. Ich halte DA45 für ein "süßes Gift". Die Drehfreudigkeit führt dazu, dass beide Füsse beim Skaten länger und öfter auf dem Boden bleiben können. Das ist angenehm und verschafft gerade Anfängern und nicht so erfahrenen Skatern das Gefühl der Stabilität. Darunter leidet jedoch die Dynamik und der Aufbau der entsprechenden Muskelatur. Vielleicht ist DA45 ein guter Kompromiss, in einer Sportart, die eine flache Lernkurve hat und wenn trotzdem nur wenige Stunden Trainingszeit in der Woche zur Verfügung stehen. Dann hätte Ivanna Pankin doch Recht: Ansichtssache - oder übersetzt: Spaß muss es machen.
dr.rollerskate | 22. November 11 | Topic Stuff