*** Achtung: Es werden keine frischen Inhalte mehr reingestellt. Hier geht es weiter: roller.sk8.berlin. ***

Freitag, 23. Juli 2010

In den Zeiten vor Facebook & Co. hat die Jugend mit Aufkleber, Aufnäher und Anstecker ihre Sympathie, Begeisterung oder Fan sein ausgedrückt. Auch zu Rollschuhhallen. Im Gegensatz zu Sticker waren Buttons beim Roller Skating nicht so verbreitet.

Ein paar der seltenen Examplare sieht man oben. Im Uhrzeigersinn: Skateland in Hamburg, City Roller in Bremen, Rollpalast in München und Roller Park in Hamburg (mit Glitzereffekt).




Samstag, 17. Juli 2010
Bevor ich morgen über den Ruhrschnellweg skate, zum Wochenende noch zwei Memorabilia. T-Shirts wurden schon lange mit Werbung oder Slogans versehen. Schon 1948 trat Thomas Dewey für die US-Präsidentschaft an und druckte sein Motto "Dew it with Dewey" drauf. Ideale Werbeträger auch für alles rund um Roller Skates.

Ein T-Shirt, das aus der frühen Zeit des Rollschuhbooms der siebziger Jahre stammt, wirbt für den Jogger.

"The Jogger" war der erste Rollschuh mit Outdoor-Rollen unter einem Sportschuh und startete das Roller Skates Fieber.

Die Begeisterung fürs Roller Skating hatte Andrew Loyd Webber dazu inspiriert, sein Musical Starlight Express auf die Bühne zu bringen. Die Welt-Uraufführung fand am 27. März 1984 im Apollo Victoria Theatre in London statt. Das T-Shirt dazu soll wohl die Geschwindigkeit ausdrücken, mit der die Darsteller durch das Theater skaten.

Die deutsche Fassung in Bochum ist mit über 13 Millionen Besuchern seit 1988 das aktuell erfolgreichste Musical der Welt an einem Standort.

--
Für diejenigen, die immer alles ganz ganau wissen wollen: Das gelbe T-Shirt ist hinten bedruckt und hat vorne über der Brusttasche ein "Sure-Grip International" Schriftzug. Das schwarze T-Shirt hat den Druck vorne.




Donnerstag, 1. Juli 2010
Noch mehr Sticker. Diesmal vom "Palladium" in Hanau.

Im August 1986 war nach kurzem Umbau aus dem Rollerland die Rollschuhbahn "Palladium" enstanden.


Mir ist nicht bekannt, wann im Palladium offiziell die letzte Laufzeit war. Jedoch scheinen Fans dort im am 30. & 31. August 2002 nach meinen Informationen in der längst geschlossenen Halle, Roller-Skater-Parties veranstaltet zu haben.





Sonntag, 20. Juni 2010
Ich habe mal wieder in Kisten gewühlt und ein Stück herausgezogen, dass sehr typisch für den Roller Skate Boom Anfang der 80er ist. Sneakers auf Rollen war damals das Idealbild von einem coolen Rollschuh. Leider passte das nicht zur weichen Sohle von Turnschuhen, die unter den schmalen Gestellen keinen Halt fanden. Abhilfe schaffte ACS mit der "Skatemate". Auf diese Platte in Form einer Sohle lagen die Schuhe vollflächig auf und wölbten sich nicht am Rand runter. Zusätzlich war der hintere Teil höher gebaut als der vordere. Vorteilhaft für Schuhe fast ohne Absatz.

Die Plates waren sehr erfolgreich und wurden von anderen Unternehmen kopiert. Nach meinen Recherchen war das Oberteil ursprünglich aus faserverstärktem Kunststoff. ACS hatte damals auch normale Gestelle aus diesem Material im Angebot. Die "Kunststoff-Skatemates" wurden als Komplett Roller Skate zusammen mit einem Schuh der Marke Vans verkauft.





Später wechselte das Unternehmen zu einer Aluminium-Sandguß-Legierung. Stabileres Material und der nochmals erhöhte hintere Absatz waren besser für die Montage von normalen Turnschuhen geeignet.


Mit den entsprechenden Rollen, K-R Street Roller, und Hartford Gold-Bearings wird daraus ein original Roller Skate von 1980. Die Hartford-Lager sind keine Präzisionslager, waren aber damals preiswert und äußerst robust. K-R Street Roller hatten eine Härte von 85A, und somit auch in der Roller Disco nicht falsch. Darauf gehört natürlich ein Vans Sk8Hi, der von Vans seit 1966 verkauft wird.


Skatemates, preiswerte Lager und Rollen, abgetragene Sneaker - eine Ikone des Roller Skate Booms.




Freitag, 18. Juni 2010
Manch einem werden schon einmal Inline-Skater begegnet sein, die mit Leuchtrollen unterwegs sind. Das macht bei den beliebten Nightskating-Events ganz schön was her - solange es nicht zuviele Skater sind, die damit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. In der Rolle erzeugt ein Generator aus der Drehbewegung einen elektrischen Strom, der integrierte LEDs zum Leuchten bringt.

Gute Idee, aber nicht ganz neu. Neben Rollen in Kugelform gehörten auch LED-Rollen vor 30 Jahren zu dem Zubehör, mit dem sich Roller Skate-Freaks von den Normalos unterscheiden konnten.

LEDs waren schick und Digitaluhren mit roten leuchtenden LED-Ziffern der letzte Schrei als das kalifornische Unternehmen Data Display Products 1980 unter dem Namen "starbrites" Rollen für Rollschuhe herausbrachte, in denen zwei LEDs für die Illumination der Fahrt sorgten. Alleine schon der Preis war Garant dafür, dass man damit für ziemlich viel Aufsehen sorgte.

Obwohl das Unternehmen mit "No-Compromise Urethane" geworben hatte, was das Material jedoch recht hart, um die Elektrik zusammenzuhalten. Die Schläge wiederum mochten Mechanik und LEDs nicht besonders und die Rollen konnten das versprochene "assuring limitless hours of sparkling skating" nicht halten.

Einen anderen Weg ging das Unternehmen Vanguard mit Aufsätzen, die auf die Achsen geschraubt wurden und einen Generator und zwei kleine LEDs enthielten. Dadurch sollte man mit den gewohnten Rollen skaten, was aber nur gelang, wenn die Rolle eine gewisse Größe hatte und genug Platz in der Mitte, um den "Hotflashes!" genannten Dynamo aufzunehmen. Gute alte Zeit: Die Baby-Boomer Generation dachte bei "Hotflashes" noch nicht primär an die Hitzewallungen in den Wechseljahren.




Donnerstag, 17. Juni 2010

Ein Schild im Disneyland Park Paris erinnert an den ersten Rollschuh-Boom. Im „Coliseum“ in Chicago sollen zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu 7000 Besucher pro Abend auf Rollen im Kreis gefahren sein. Auch in Deutschland gab es damals 50 Rollschuhhallen.




Dienstag, 15. Juni 2010
Roller Skate Rollen sind groß oder klein, breit oder schmal, hart oder weich. Oder auch rund? 1979 brachte der Surf- und Skateboad-Hersteller G&S (Gordon & Smith) Rollen heraus, die der Geometrie einer Kugel folgten, statt eines Zylinders.

Die "YoYo Roller-balls" waren fürs Skateboard gedacht und sollten beim damals beliebten Pool-Fahren besser "um die Ecken kommen". Aufgrund der großen Dürre in Kalifornien zu dieser Zeit waren Schwimmbecken auf Privatanwesen leer und wurden oft auch ohne Einverständnis des Eigentümers zum Trainieren genutzt.

Aber auch an Rollschuhe wurden die außergewöhnlichen Rollen geschraubt. Der Roller Skate Boom war auf dem Höhepunkt und es war alles gefragt, was half in der Rollschuhdisco sich von der Masse abzusetzen.
G&S YoYo Rollerballs

Ich bin mit den Roller-balls ein paar Mal gefahren. Es hat schon sein Grund, warum sich die Kugelform nicht durchgesetzt hat. Trotzdem: Leider habe ich nur noch vier unbenutzte im Schrank. Vier zu wenig, um mal wieder die verrückten Zeiten zu fühlen.




Samstag, 12. Juni 2010
Die bedeutendste Sache für die Freizeitbeschäftigung im Freien seit Jogging - mit diesem Claim wurde 1978 in den USA für Rollschuhe geworben, die den Roller Skating Boom auslösten. Die erste Fitnesswelle war vorüber, wie auch in Deutschland die Trimm-Dich-Bewegung, und die Amerikaner suchten nach neuen sportlichen Betätigungen in der Freizeit. Da kam der von dem traditionsreichen Rollschuhhersteller Sure-Grip hergestellte "Jogger" genau richtig. "The Jogger" war der erste Rollschuh mit Outdoor-Rollen unter einem Sportschuh.


Als genial kann man die Idee bezeichnen, den Footballstar O.J. Simpson auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Testimonial zu gewinnen. Simpson hatte sich schon vorher als Werbepartner für den Hersteller des Sportschuhs auf den Skates, "Hyde Spot-bilt", engagiert und in Schuhen dieser Marke seine Rekorde als Football-Spieler aufgestellt, war also sehr authentisch. Seine damalige Bekanntheit könnte man nur mit Beckenbauer hierzulande vergleichen. Sozusagen der "Kaiser" auf Rollschuhen mit Drei-Streifen-Logo.

Wenn ein für seinen flüssigen Laufstil berühmter Runningback verkündet: "It's better than running", dann ist das der Ritterschlag. Außerdem sprach Simpson Afroamerikaner für die neue Dimension des Joggings an, für die "Jogging" ein Hobby der weißen Mittelklasse war.


Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 74,95 Dollar waren die Roller Skates auch preislich tragbar. Der "Jogger" wurde ein Riesenerfolg, von anderen Firmen millionenfach kopiert und Sportschuhe auf Rollen avancierten zu dem Symbol für den Rollschuhboom der 70er und 80er Jahre.


--
Gab's auch in rot:




Mittwoch, 9. Juni 2010
Kryptonics 70 mm Old School
Der Rollschuh-Euphorie Anfang der 80er Jahre in Deutschland kann man im Archiv des Spiegels nachspüren. Im Herbst 1979 und Sommer 1980 berichtete das Nachrichtenmagazin von dem " neuen Freizeitspaß der Westdeutschen". Einiges mutet skuril an.
Doch nicht nur zu Wasser und zu Lande, auch in der Gruft mögen sich Fans nicht von ihren Rollschuhen trennen: Zur Beerdigung von Amerikas erstem Roller-Toten - er war in einen mangelhaft gesicherten Kanalschacht gestürzt - erschien eine Truppe von Skate-Anhängern auf Rädern.

Soweit ging dann hierzulande der Fanatismus doch nicht, und der Autor des Artikels musste sich auf die Schilderung von Unfällen mit Skates und dem Zusammenprall von Ordnungsmacht mit Rollschuhläufern beschränken. Ein Reportage-Konzept, das SpiegelTV mittlerweile zur höchsten Vollendung gebracht hat.

Ohne Experten ging auch schon vor 30 Jahren nichts. Für den zu Rate gezogenen Psychologieprofessor Fritz Stemme erschien Rollschuhfahren als geradezu typischer Freizeitvertreib des "Betonzeitalters".
Asphaltierte Städte animieren zum Rollen, und wer "diese Herausforderung an die Persönlichkeit" annimmt und besteht, analysiert Stemme die Faszination der Rollermanie, "stärkt sein Selbstbewußtsein".

Die Herausforderung bestand für den Spiegel auch in der Beherrschung der Technik.
Doppelte Präzisionskugellager an jedem Rad, durch Gewichtsverlagerung lenkbare Achsen und bis zu sieben Zentimeter breite Rollen aus elastischem Polyurethan, einem Kunststoff, der in den sechziger Jahren zum Abdichten von Raketenteilen verwendet wurde, können Skater schneller machen, als die Polizei erlaubt.

"Rakete" war ein Stichwort, das damals während der Nachrüstungsdebatte über den NATO-Doppelbeschluss für die Angst vor der nuklearen Vernichtung stand. Rollschuhläufer quasi als atomarer Schrecken der Straße und Profiteure des Rüstungswettlaufs.




Montag, 7. Juni 2010

Uhrzeigersinn: All American Dream, Advantage 57 mm, Tiger Claw 57 mm 98A, Silver Shadow, 200 Meter.

Roller Skating in den 70er und 80er Jahren war auch eine Boomzeit des Business rund um den Sport. Ein Hersteller der nicht existiert, war Vanguard Wheels aus Tulsa, Oklahoma. Der Produktkatalog umfasste 40 verschiedene Rollen.

Zum Vergrößern auf das Foto klicken
Das Unternehmen hatte das Markenrechte auf Vanathane, einem harten Material, das auf griffigen Böden kontrolliertes Rutschen zuliess. All American Dream, den Klassiker aus Vanathane mit einem sehr aufwändigen Alukern, hatte ich auch gerne unter den Skates. Ein fast neuer Satz liegt bei mir noch im Schrank - und ein Haufen runtergefahrener Rollen.
Vanguard All American Dream

Die Rollen mit den Nummern 1 bis 14 waren für Rollkunstlauf, Tanz und andere Hallenaktivitäten auf Rollen gedacht.
  1. All American Dream
  2. All American Two
  3. Tiger Claw 61 97A
  4. Tiger Claw 61 98A
  5. The Advantage 61
  6. Excalibur
  7. Silver Shadow
  8. All American Plus
  9. All American Gold
  10. Tiger Claw 57 97A
  11. Tiger Claw 67 98A
  12. The Advantage 57
  13. Valdeck 60
  14. Valdeck 63
All American Dream und Plus, Tiger Claw und Advantage sollten auch in Deutschland noch einige kennen.

Mit den Rollen 15 bis 40 in dem Flyer wurde der damals in den USA sehr populäre Rollschnelllauf betrieben.

World Speed Skating Championships 1983 in Mar del Plata (Argentinien)