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Freitag, 11. Juni 2010
Zur Klarstellung und Information. Hier wird es nichts über Skatenights, Nightskating oder andere Veranstaltungen dieser Art zu lesen geben. Zum einen sind Roller Skater dort belächelte Exoten unter all den Inlineskatern. Zum anderen ist Rollerskating nach meinem Vertständnis eine individuelle Beschäftigung, die sich schlecht mit diesen durchoganisierten Massenervents verträgt, bei denen Skaten nur der Zweck zum Erlebnis eines Gemeinschaftsgefühl ist. Wenn ich das haben will, gehe ich zu Union in die Fankurve.




Vanguard The Advantage
Auf die Rollerdisco im SO36 am 18. Juni macht die Nachrichtenagentur dpa die Medien aufmerksam.





In Köln gibt es seit Jahren Streit um Skateboarder auf dem Roncalliplatz, dem südlichen Teil der Domplatte. Laut dem Kommentator der Kölnischen Rundschau würden viele Besucher sich regelrecht terrorisiert fühlen. Jugendliche würden halsbrecherische Kunststücke vollführen und oft spektakuläre Stürze hinlegen, wobei den Passanten die Bretter als gefährliche Wurfgeschosse entgegensausen würden. Hingewiesen wird auch darauf, dass dies nicht mit einer würdigen Domumgebung zu vereinbaren sei. Der Kölner Dom wurde 1996 in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen.

Abhilfe soll eine Skater-Anlage bringen, die nach langem Tauziehen nun südlich des Rheinauhafens ab September gebaut wird. Mit der Fertigstellung wird erst in zwei Jahren gerechnet und zur Akzeptanz bei den Skatern traut sich niemand eine Prognose abzugeben.

Für Roller Skater und Inlineskater wird dieses lokales Kölner Problem durch eine Gutachten interessant, das der Verwaltungsrechtler Heribert Johlen im Auftrag der Roncalli-Gesellschaft angefertigt hat. Er kommt zu dem Schluß, dass alle, über die reine Fortbewegung hinausgehenden Aktivitäten der Skater mit der Zweckbestimmung des Fußgängerbereichs nicht vereinbar sind und eine unzulässige Sondernutzung darstellen. Auf einem Gehweg oder in einem Fußgängerbereich dürfe man sich mit Inline-Skates oder Skateboards fortbewegen, "und zwar mit einer dem Fußgängerverkehr angepassten Geschwindigkeit". Die liege bei bis zu zehn Stundenkilometern. Die Auslegung der Straßenverkehrsordnung, nach der das Skaten als "Sport und Spiel" in Fußgängerbereichen erlaubt sei, hält Johlen für falsch. Gedacht sei in dem entsprechenden Paragrafen an Kinderspiele.

Die Motivation zum Rollerskating liegt gerade darin, schneller zu rollen, als es normales Gehen zulassen würde. Wenn sich die Rechtsauffassung durchsetzt, erhalten Städte und Gemeinden mehr Möglichkeiten, Skater von öffentlichen Flächen zu verbannen.

In der Schweiz gibt es ein eigenes Verkehrszeichen, wie oben abgebildet. Das "Verbot für fahrzeugähnliche Geräte" umfasst Rollschuhe, Roller Blades (Inline-Skates), Rollbretter (Skateboards), Tretroller und Kinderfahrräder. Es wurde geschaffen, um Fußgänger auf Gehwegen, in Fußgängerzonen und Parks zu schützen. Besonders viele steile Straßen in der bergigen Schweiz sind mit diesem Verkehrszeichen gesperrt worden. In der Schweiz ist seit 2002 durch eine Änderung der Verkehrsordung auch die Benutzung von Radwegen mit Skates, anders als in Deutschland, erlaubt - nachts mit entsprechender Beleuchtung.




Mittwoch, 9. Juni 2010
Kryptonics 70 mm Old School
Der Rollschuh-Euphorie Anfang der 80er Jahre in Deutschland kann man im Archiv des Spiegels nachspüren. Im Herbst 1979 und Sommer 1980 berichtete das Nachrichtenmagazin von dem " neuen Freizeitspaß der Westdeutschen". Einiges mutet skuril an.
Doch nicht nur zu Wasser und zu Lande, auch in der Gruft mögen sich Fans nicht von ihren Rollschuhen trennen: Zur Beerdigung von Amerikas erstem Roller-Toten - er war in einen mangelhaft gesicherten Kanalschacht gestürzt - erschien eine Truppe von Skate-Anhängern auf Rädern.

Soweit ging dann hierzulande der Fanatismus doch nicht, und der Autor des Artikels musste sich auf die Schilderung von Unfällen mit Skates und dem Zusammenprall von Ordnungsmacht mit Rollschuhläufern beschränken. Ein Reportage-Konzept, das SpiegelTV mittlerweile zur höchsten Vollendung gebracht hat.

Ohne Experten ging auch schon vor 30 Jahren nichts. Für den zu Rate gezogenen Psychologieprofessor Fritz Stemme erschien Rollschuhfahren als geradezu typischer Freizeitvertreib des "Betonzeitalters".
Asphaltierte Städte animieren zum Rollen, und wer "diese Herausforderung an die Persönlichkeit" annimmt und besteht, analysiert Stemme die Faszination der Rollermanie, "stärkt sein Selbstbewußtsein".

Die Herausforderung bestand für den Spiegel auch in der Beherrschung der Technik.
Doppelte Präzisionskugellager an jedem Rad, durch Gewichtsverlagerung lenkbare Achsen und bis zu sieben Zentimeter breite Rollen aus elastischem Polyurethan, einem Kunststoff, der in den sechziger Jahren zum Abdichten von Raketenteilen verwendet wurde, können Skater schneller machen, als die Polizei erlaubt.

"Rakete" war ein Stichwort, das damals während der Nachrüstungsdebatte über den NATO-Doppelbeschluss für die Angst vor der nuklearen Vernichtung stand. Rollschuhläufer quasi als atomarer Schrecken der Straße und Profiteure des Rüstungswettlaufs.




Dienstag, 8. Juni 2010

In der aktuellen Ausgabe der TV-Show "Australia's Got Talent" hatte Rolling Entertainment, eine Rollschuhtruppe, das Finale erreicht , das am Dienstag stattfand. Mit einer futuristisch angehauchten Roboter-Nummer versuchte die Gruppe die Zuschauer auf ihre Seite zu bringen. Ob es geklappt hat wird man Ende der Woche sehen. Bis Freitag können die Australier noch telefonisch abstimmen.




Rollkunstlauf, Rolltanz, Rollhockey, Jam-Skating, Roller Derby oder einfach nur entspannt rollen, in jedem Fall braucht es dazu das passende Material an den Füßen. Grundsätzlich unterscheidet man vier Komponenten aus denen ein Rollschuh zusammengesetzt ist.
  • Schuh
  • Gestell (oft auch "Platte genannt, engl. "Plate")
  • Kugellager
  • Rollen
Schuh mit genügend Halt
Zum passenden Schuh habe ich vor ein paar Tagen etwas geschrieben. Die Schuhe sollten natürlich dem Zweck angepasst sein. Eine Rollkunstläuferin, die doppelte Sprünge macht, stellt an den Schuh andere Anforderungen wie jemand, der locker über den neuen Park auf dem ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof skaten will.

Unabhängig davon ist eine möglichst harte Sohle und genug Seitenhalt wichtig, um die Kraft auch auf die Achsen zu bekommen. Daher sind Sneaker eine denkbar schlechte Wahl.

Stabiles und bruchfestes Gestell
Das Gestell ist die zentrale Komponente eines Rollschuhs. Anders als bei Inline-Skates werden nicht nur die Rollen auf Position gehalten sondern die beweglichen Achsen wirken aktiv beim Skaten mit.
Sure-Grip Super X
Die auftretenden Kräfte sind nicht zu unterschätzen. Hochwertige Gestelle, z.B. für den Rollkunstlauf, werden aus einer geschmiedeten Aluminiumlegierung hergestellt. Zum "Rumrollen", in englisch gibt es den schönen Begriff "Recreational Skating" dafür, langt ein gegossenes Gestell. Achten sollte man darauf, dass es Sandguss (engl. "die cast") ist. Die unter preiswerten Komplettrollschuhen geschraubten Gestelle aus Druckguss, kranken an schlechtem Material und häufigen Lufteinschlüssen, was zu Bruch führt.

Kugellager von namhaften Herstellern
Von der Größe entsprechen die Kugellager denen, die auch in den meisten Inline-Skates und allen Skateboards eingesetzt werden. "608ZZ" sind Rillenkugellager für Achsen mit 8 mm und jeweils Dichtscheiben gegen Staub auf jeder Seite ("ZZ"). Benötigt werden davon insgesamt 16 Stück, zwei in jeder Rolle. Achsen mit 7mm Durchmesser sind weniger verbreitet, aber häufig an Gestellen für Rollkunstläufer zu finden. In diesem Fall ist die Größe der Kugellager "627".

Mit dem Inline-Boom ist die Qualitätsbezeichnung ABEC bekannt geworden. Der von der Vereinigung der amerikanischen Wälzlagerhersteller entwickelte Standard für Toleranzklassen für die Fertigung von Kugellagern wird in der Werbung für Inlineskates als Ausweis der Güte der Kugellager benutzt. Eine höhere Zahl entspricht geringeren Fertigungstoleranzen des Lagers. Die Zahl bezieht sich jedoch nur auf die Feinheit der Wälzkörper und macht sind nur einen geringen Teil der Qualität des Kugellagers aus. Die Güte des Stahls und der Dichtscheiben, die das Eindringen von Sand und Staub verhindern sollen, sind gerade für den Einsatz in Rollschuhen wichtiger. Für Roller Skates reichen Kugellager von namhaften Herstellern von Abec 3 bis Abec 7 vollkommen aus.

Komfortable Polyurethane-Rollen
Rollen für Roller Skates sind haupsächlich aus Polyurethane und unterscheiden sich in der Härte (Elastizität) und Größe. Generell sind härtere Rollen schneller, da der Rollwiderstand geringer ist. Die Kunst besteht darin, die Grenze zwischen "Grip" und Rumrutschen nicht zu überschreiten. Jedoch sind harte Rollen weniger elastisch und können Unebenheiten schlecht ausgleichen.
Kryptonics Krypto 58 mm 92A
Die Elastizität wird in Durometer Typ A gemessen. Je höher die Zahl, desto härter das Pulyurethane. Wer draussen auf dem Gehweg oder im Park skaten will ("Outdoor"), sollte sich für Rollen mit 78A bis 85A entscheiden. Die Rollen dämpfen Unebenheiten, so dass auch auf rauen Belägen ein ruhiges Fahren möglich wird. Ebenso kommen größere Rollen mit einem Durchmesser ab 65 mm besser über Huckel als kleinere unter 60 mm und verbessern den Roll-Komfort nochmals. Für Rollen über 90A sollte die Lauffläche nur wenig Unebenheiten haben. Skateboarder fahren zwar auch auf der Straße mit 95A und mehr, aber da ist das Board auch nicht am Fuß festgeklebt und sie bekommen nicht jeden Stein direkt über den Fuß an das Knochengerüst weitergegeben und stoppen abruppt.

Zu den Fotos von oben nach unten: Dunkelroter Wildlederstiefel von Norele, Sure-Grip Super X Gestell, Fafnir Lager, Kryptonics Rollen mit 92A.